Erzbergwerk im Fricktal

Der Eisenerz-Bergbau im südlichen Fricktal

Der älteste schriftliche Hinweis auf einen Eisenerz-Bergbau im Fricktal stammt aus dem Jahr 1207. Das Hauptabbaugebiet lag bei Wölflinswil, wo östlich und nordöstlich des Dorfes spätestens seit dem Hochmittelalter bis ins 18. Jahrhundert, vereinzelt noch im 19. Jahrhundert, Eisenoolith des Späten Doggers abgebaut wurde. Kleinere Gruben befanden sich zudem bei Herznach und Ueken. Auf der Summerhalde oberhalb von Zeihen wurde im 17./18. Jahrhundert Bohnerz aus der frühen Erdneuzeit gewonnen. Einen letzten Höhepunkt erreichte der Erzbergbau mit dem Betrieb des Bergwerks Herznach von 1937 bis 1967.

 

In den Dörfern Wölflinswil und Oberhof hinterliess der historische Bergbau zahlreiche Spuren: In der Pfarrkirche steht eine Figur der heiligen Barbara, Schutzpatronin der Bergleute; auf der rechten Talseite nördlich von Oberhof verweist der Flurname Blauerai auf die frühere Existenz einer Bläje (Schmelzofen), die 1600 einging. Bei archäologischen Ausgrabungen im Wölflinswiler Dorfkern kamen zudem mehrmals Eisenverhüttungsschlacke sowie Roheisenplatten (Masseln) und rechteckige Eisenbarren vor allem aus dem 16.und 17. Jahrhundert zum Vorschein. Ein seltener und interessanter Fund ist eine Keilhaue (um 1700) zum Abhacken des Erzes. Oberhalb von Wölflinswil (Burgstätten, Boll, Junkholz) sind zudem Spuren der einstigen Gruben im Gelände noch heute sichtbar.

 

Eisenerz aus dem Bergwerk Herznach


Energieaufwändige Eisenproduktion

Ursprünglich verhüttete man das Erz in der Nähe der Gruben. Da Wasserräder die Blasbälge dieser Schmelzöfen, Bläjen genannt, betätigten, befanden sich die Eisenhütten meist an Bächen. In mehreren Dörfern in der Umgebung der Erzgruben standen kleinere und grössere Bläjen.

 

Die Verhüttung des Erzes und die Verarbeitung des Eisens benötigten grosse Mengen Holzkohle. Die Herstellung von einer Tonne verkaufsfertiger Eisenware konnte bis 20 Tonnen Holz verschlingen. Dieser gewaltige Holzbedarf führte spätestens im 12. Jahrhundert zur Errichtung von Schmelzhütten am Hochrhein, die das Fricktaler Stuferz zu Eisen verarbeiteten. Der Schwarzwald lieferte genügend Holz (Holzkohle) und ein umfangreiches System von Kanälen (Wuren) die Wasserenergie für den Betrieb der Öfen und Hammerschmieden. Im oberen Fricktal gingen aufgrund des Holzmangels die Bläjen allmählich ein, die letzten im 17. Jahrhundert.

 

Um 1500: Schlacke aus Verhüttungsofen. 2010 ausgegraben.


Ein Hochofen für das Herznacher Erz

Zwischen den Weltkriegen prüfte man in der Schweiz die Verhüttung einheimischen Eisenerzes. Ein Projekt von 1939 für ein Hüttenwerk mit einer jährlichen Roheisenproduktion von 100 000 Tonnen gelangte jedoch nicht zur Ausführung.

 

Tatsächlich wäre die Schweiz damals in der Lage gewesen, in einem elektrischen Ofen Eisen und mit inländischer Kohle Eisen aus Erz herzustellen. Die Jura-Bergwerke AG, welche das Herznacher Bergwerk betrieb, kaufte 1948 in Sisseln Land für die Errichtung einer Verhüttungsanlage. Wirtschaftliche Überlegungen verhinderten allerdings die Verwirklichung dieser Idee.